Das sagt die Lernforschung über das Lernen

Damit Kinder in der Schule erfolgreich sind, reichen Kenntnisse in Mathe, Deutsch und Englisch nicht aus. Viel wichtiger ist, dass sie lernen, wie man lernt. Fachleute sprechen hier von selbstreguliertem Lernen: der Fähigkeit, das eigene Lernen bewusst zu steuern und passende Lernstrategien zu nutzen. Umgangssprachlich: das Lernen lernen. 


Diese Fähigkeit wird in der Lernforschung seit Jahrzehnten untersucht.

Im Folgenden gehen wir auf Forschungsergebnisse ein, die drei zentrale Fragen beantworten: 

Führen Lernstrategien bei Kindern zu besseren Leistungen und mehr Motivation?

Kann ein Lerntraining dabei helfen, sich wirksame Lernstrategien anzueignen?

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um selbstreguliertes Lernen zu erlernen?

Mit Lernstrategien kann dein Kind erfolgreicher und motivierter lernen.

Weltweit beschäftigt sich die Wissenschaft mit selbstreguliertem Lernen und der Wirksamkeit von Lernstrategien. Entsprechend liegen inzwischen sehr viele Studien zu dem Thema vor. 2016 untersuchten Amy Dent und Alison Koenka 120 dieser Studien dahingehend, ob es einen Zusammenhang zwischen selbstreguliertem Lernen und Lernerfolg gibt. Ihre Forschungsarbeit bestätigt: 

„Wissen Schüler*innen bestimmte Lernstrategien […] richtig einzusetzen, nützt ihnen das nicht nur fürs spätere Berufsleben, es steigert auch bereits in der Schule deutlich ihren Lernerfolg.“

(Lesperance / Holzmeier / Munk / Holzberger: Selbstreguliertes Lernen fördern. Lernstrategien im Unterricht erfolgreich vermitteln, 2023, S. 7)

Kinder, die Lernstrategien einsetzen, können das Lernen besser planen und Lerninhalte tiefer und nachhaltiger verarbeiten. Auch konnte die Forschung ein Phänomen nachweisen, das du vielleicht auch häufig wahrnimmst: nämlich, dass oberflächliches Auswendiglernen für den Lernerfolg oft kontraproduktiv sein kann.

Besonders spannend: Lernstrategien steigern sogar die Motivation. Wer das eigene Lernen bewusst steuern kann, erlebt häufiger kleine Fortschritte und Erfolge – und genau das steigert die Lust am Lernen.

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Unterschiedliche Arten von Lernstrategien

Das Fundament von selbstreguliertem Lernen sind Lernstrategien. Lernstrategien stehen seit Jahrzehnten im Zentrum der pädagogisch-psychologischen Forschung. Neben Barry Zimmermann, der das Konzept des selbstregulierten Lernens stark geprägt hat, gehören u. a. auch Monique Boekaerts, Heinz Mandl, Alexander Renkl und Detlev Leutner zu zentralen Stimmen im deutschsprachigen Raum.

Grundsätzlich unterscheidet die Forschung vier Arten von Lernstrategien:

  • Kognitive Strategien dienen dazu, neue Informationen gut zu verarbeiten und abzuspeichern. Beispiele: das Strukturieren von Lernstoff, die aktive Verknüpfung von neuem Wissen mit Vorwissen, das Visualisieren von Zusammenhängen. 
  • Metakognitive Strategien unterstützen die Planung, Überwachung und Bewertung des eigenen Lernprozesses („Wie gehe ich vor?“, „Funktioniert meine Strategie?“).
  • Ressourcenbezogene Strategien (auch „Stützstrategien“) beziehen sich auf das Lernumfeld, z. B. Zeitmanagement, Pausen oder die Auswahl eines passenden Lernorts.
  • Motivationsstrategien dienen dazu, die Gefühle und Stimmungen beim Lernen zu steuern.

Literaturempfehlung:
Helmut F. Friedrich und Heinz Mandl (Hrsg.): Handbuch Lernstrategien. Hogrefe Verlag, 2006.

Quellen

  • Dent, A. S. / de Boer, H. / Kostons, D. / van Ewiijk, C. C. D. / van der Werf, M. P. C. (2014): Effectiveness of learning strategy instruction on academic performance: A meta-analysis. Educational Research Review, 11, 1–26. https://doi.org/10.1007/s10648-015-9320-8.
  • Lesperance, K. / Holzmeier, Y. / Munk, S. / Holzberger, D.: Selbstreguliertes Lernen fördern. Lernstrategien im Unterricht erfolgreich vermitteln, Münster 2023.
  • Wiesbeck, A. B., Knogler, M. & CHU Research Group (2017): Selbstreguliertes Lernen und Lernerfolg bei SchülerInnen: Gibt es einen Zusammenhang? www.clearinghouse-unterricht.de Kurzreview 10. 

Lerntrainings können helfen, sich Lernstrategien anzueignen.

Die Tatsache, dass Lernstrategien mehr Bildungserfolg versprechen, ist ja schon mal eine gute Nachricht. Aber wer sagt dir, dass sich dein Kind diese Strategien nicht mit dem Alter ganz von allein aneignet? Weil es irgendwann clever genug ist, selbst zu erkennen, wie es am besten lernt?

Dass das nicht der Fall ist, betonen die Bildungspsycholog:innen der Uni Wien. Studien zeigen deutlich: Selbstreguliertes Lernen entwickelt sich nicht automatisch mit dem Alter. 
Selbst wenn Wissen über Lernstrategien besteht, zeigt sich in der Praxis, dass es von Schüler:innen und sogar Studierenden oft nur unzureichend umgesetzt wird. Damit die nötigen Fähigkeiten wirklich aufgebaut werden, braucht es gezielte Unterstützung.

Genau hier setzen Lerntrainings an, bei denen Kinder üben, ihr Lernen bewusst zu steuern und passende Strategien einzusetzen. Eine sehr wirksame Methode – wie die Forschung klar zeigt. 

Zahlreiche Studien belegen: Die für selbstreguliertes Lernen nötigen Lernstrategien können sich Schüler:innen mithilfe von Trainings aneignen, üben und verbessern.

(Lesperance / Holzmeier / Munk / Holzberger: Selbstreguliertes Lernen fördern. Lernstrategien im Unterricht erfolgreich vermitteln, 2023, S. 15)

Lerntrainings zeigen messbare Effekte: Sie verbessern die Schulleistungen, führen zu einem häufigeren Einsatz von Lernstrategien und stärken zugleich die Motivation der Kinder.

Schon gewusst?

Bereits im Anschluss an die erste PISA-Studie im Jahr 2000 veröffentlichte die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) einen Bericht zum Thema „Lernen lernen“. In der Analyse empfiehlt das Gremium den Bildungssystemen ausdrücklich, die Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler zu effektiverem, selbstreguliertem Lernen zu fördern.

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Wann Lerntrainings besonders erfolgreich sind.

Lerntrainings sind besonders wirksam, wenn …

  1. früh, lang und intensiv trainiert wird – je eher Kinder starten und je regelmäßiger sie üben, desto nachhaltiger werden Lernstrategien verankert.
  2. Transfer vorbereitet wird – Strategien wirken besser, wenn Kinder lernen, sie bewusst auch auf neue Aufgaben und Fächer zu übertragen.
  3. Strategien mit Inhalten verknüpft werden – Lernstrategien entfalten ihre Wirkung vor allem dann, wenn sie direkt an echten Unterrichtsinhalten erprobt und geübt werden.

Quellen

Frühes Einüben von Lernstrategien bringt den größten Gewinn.

Je früher Kinder lernen, wie das Lernen funktioniert, desto besser. Studien zeigen: Lerntrainings wirken zwar in jedem Alter, doch in der Grundschule sind ihre Effekte besonders deutlich. Später, in der Sekundarstufe, fallen die Ergebnisse schwächer aus. 

Kinder, die in der Grundschule Lernstrategien einüben, profitieren am meisten. 

Doch warum ist das so? 

In der Grundschule sind Kinder noch dabei, ihre Lerngewohnheiten zu entwickeln. Je früher sie lernen, ihr eigenes Lernen bewusst zu steuern, desto stärker prägen sich diese Fähigkeiten ein – ähnlich wie beim Erlernen einer Sprache oder eines Instruments. In der Sekundarstufe dagegen haben sich bereits feste Routinen gebildet, sodass Veränderungen schwerer fallen. 

Quellen

  • Dignath, C. / Büttner, G. (2008): Components of forstering self-regulated learning among students. A meta-analysis on intervention studies at primary and secondary school level, In: Metacognition and learning 3, 231–264. https://link.springer.com/article/10.1007/s11409-008-9029-x.
  • Hattie, J. / Biggs, J. / Purdie, N. (1996): Effects of learning skills interventions on student learning: A meta-analysis. Review of Educational Research, 66(2), 99–136. https://doi.org/10.3102/00346543066002099.
  • Lesperance, K. / Holzmeier, Y. / Munk, S. / Holzberger, D.: Selbstreguliertes Lernen fördern. Lernstrategien im Unterricht erfolgreich vermitteln, Münster 2023. 
Die Pädagogische Leitung der Akademie für Lernpädagogik Natalia Kowalski und Jürgen Möller lächelnd im Studio

Viel wichtiger als über Kinder zu reden, ist, mit ihnen zu sprechen.

Am Ende ist jede Wissenschaft vor allem eines: die Erhebung eines Durchschnitts. Dein Kind aber ist dein Kind. Und jedes Kind ist anders. Darum können wir dir nur empfehlen, einmal persönlich mit deiner Tochter oder deinem Sohn über das Thema „Lernen lernen“ zu sprechen.

Welche Lernstrategien sind bekannt? Gibt es Techniken, die in der Schule regelmäßig geübt werden? Wie sicher sitzen diese Tipps und Tricks? Hat dein Kind vielleicht sogar Lust, mehr darüber zu erfahren? Dann können wir euch sehr unser kostenloses Familienseminar ans Herz legen.

Online und kostenlos: In unserem Familienseminar zeigen wir euch einfache Methoden für schnelle Lernerfolge und erklären, wie sich Konzentration und Motivation gut steigern lassen.